update 26.07.2008
Theben (Karte Süd, 7/D)
TT 56, Wsr-H#.t (Userhat), Schreiber
Userhat war ein Schreiber in der Zeit des Amenhotep II und wahrscheinlich auch bereits unter Thutmosis III tätig.Sein Grab (TT 56) hat Userhat am Rande
des Sheik Abd el-Korna-Hügels errichten lassen. Erforscht wurde das Grab 1899
von Lloyd und 1903/04 von Sir Robert Mond. Bekannt war es
allerdings schon vorher, bereits Wilkinson hatte 1827/28 die Inschriften
kopiert.
Angelegt ist das Grab im typischen
T-förmigen Grundriss, es weicht aber wegen der örtlich-geologischen
Beschaffenheit des Gesteins um etwa 180 Grad der gängigen Ausrichtung ab.
Szenen die üblicherweise auf der Westwand erscheinen, sind hier deshalb auf der
Ostwand dargestellt.
Das Grab behandelt auf seinen überwiegend in Pastelltönen dominierenden
Malereien viele unterschiedliche Themen.
Dekoration:
Querhalle
1. Auf dem äußeren Sturz befindet sich eine Doppelszene: Der Grabherr
und seine Frau vor Osiris. Die Türpfosten weisen Texte auf.
2. Der Grabherr gefolgt von seiner Frau und seiner Mutter mit Buketts
weihen Opfergaben.
3. Fünf Register vor dem Grabherrn:
I. - III. Begutachtung von Rindern.
IV. + V. Getreide ernten und Transport, Frauen ziehen Flachs.
4. Doppelszene: Der Grabherr und Frau opfern dem
Amunedjeh (TT 84) ein Bukett, links ein weiteres Paar. Darunter eine Stele
mit zwei Registern an jeder Seite: links reinigen Priester Statuen des
Grabherrn, rechts die Mundöffnungsszene.
5.
Hier ist Userhat mit seiner Frau Mutnofret, zwei Töchtern und
einem Sohn abgebildet, welche Festgaben überreichen. Es wird aus der
Darstellung, welche das "schöne Fest vom Wüstental" zeigt, nicht
ersichtlich, ob der Grabherr hier als Lebender oder schon Verstorbener
teilnimmt.
Userhat wird mit seiner Gemahlin sitzend mit einem Salbkegel und Perücken
auf dem Kopf gezeigt. Sie hat ein langes, dünnes Trägerkleid an und er trägt
über dem weißen Schurz ein durchsichtiges Gewand, wobei seine braune Hautfarbe
durchscheint.
Gaben, wie Obst, Gemüse, Brot und Wein sind reichlich vor ihnen aufgebaut.
Namentlich werden die Töchter mit Henut-neferet sowie Nebet-taui
erwähnt.
Henut-neferet hatte offenbar eine bedeutende gesellschaftliche Stellung
inne, was an ihren Titeln, wie "Hofdame, geliebt von ihrem Herrn" und
"Gelobte des Guten Gottes (=König)" ersichtlich ist. Die typische
Bezeichnung "Hausherrin" fehlt, daraus schließt man, dass sie wohl
unverheiratet war. Auf Grund ihrer Herkunft ist anzunehmen, dass sie am Hofe mit
den Prinzessinnen aufwuchs oder dort verkehren durfte.
Ein Sohn, vielleicht der
abgebildete(?) war Wab-Priester. Sein Name wurde in der Amarnazeit aus den
Beischriften getilgt.
Hinter dem Opfertisch überbringt der Sohn einen Stabstauß. Die Überschriften
über ihm sagen aus:"...er lobt dich, nämlich Amun-Rê, wenn er in
Ab-Achet ruht an seinem Fest des Westtales...".
Hinter dem Sohn befinden sich drei Register, auf denen oben eine Trankspende für
die beiden Töchter gezeigt wird. Den beiden Schwestern wird durch ein Mädchen
eine flache Schale mit Wein über dem Speisetisch gereicht.
Im Register darunter erkennt man Musikanten mit einem Harfenspieler und
Doppeloboenspielerinnen.
6. + 7. Der Grabherr und seine Frau beim Opfer.
Drei Register: Drei Männer mit Buketts, ein Mann opfert einer stillenden Frau
und Opferträger.
8. Stele
Die gemalte Stele mit rundem Abschluss flankiert von Opferträgern befindet sich
auf der rechten Schmalwand in der Querhalle. Eine geflügelte Sonnenscheibe mit
Osiris-Darstellungen ist im oberen Teil abgebildet. Darunter Texte.
An der Seite links drei Register:
I. Männer mit Zweigen und Opfergaben,
II. Fächerträger und
III. Soldaten
Rechts drei Register mit Männern, die Zweige und Opfer tragen.
Am Boden ist mit Maschendraht abgedeckt eine kleine Nische. Wenn man mit einer
Lampe hinein leuchtet, sind tönerne Brotformen zu erkennen, die vielleicht Userhat
selbst gehörten.
9. Der Grabherr opfert seinem König Amenhotep II ein Bukett und
Früchte.
10. Vier Register:
I. + II. Vier Reihen Männer sitzen mit Kuchen vor einem Lagerhaus.
III. + IV. Männer bringen Angaben ins Lagerhaus.
11. Vier Register:
I. - III. Inspektion von Rekruten
IV. Männer unter Bäumen sitzend.
Längshalle
12. Auf dem äußeren Sturz eine Doppelszene, der Grabherr jeweils vor
Osiris und Anubis. Auf dem Rahmen Opfertexte.
13., 14., 15. Zwei Register
Wüstenjagd (TT56-01)
I. Militäreskorte (an der Eingangswand), der Grabherr in einem Wagen auf der Wüstenjagd
und mit seiner Familie bei Fisch- und Vogelfang.
II. Drei Frauen (an der Eingangswand), der Grabherr und seine Frau erhalten
Waren aus dem Sumpfland, Männer fangen Vögel mit einem Schlagnetz, Weinernte.
16., 17., 18. Drei Register:
Begräbnisprozession (TT56-02)
Begräbnisprozession, Mundöffnungsszene.
Weinkrüge. Lieferung der Begräbnisausstattung mit Wagen und Booten.
19. Nische. Hier standen lebensgroße Statuen des Grabherrn und seiner
Frau (zerstört).
Neben den Amarnazerstörungen wurde die Malerei auch durch eine koptische
Bewohnungsphase beschädigt. Die beiden Grabschächte in der Querhalle sind
undokumentiert, obwohl Mond sie evtl. teilweise freigelegt hat. Der
Durchbruch ist nicht zu datieren.
Text: Monika Jennrich
Quellen:
Hodel-Hoenes, Sigrid; Leben
und Tod im Alten Ägypten. Darmstadt 1991
Weeks, Kent R.; Luxor. Illustrierter Führer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber.
Vercelli 2005
Porter & Moss, The Theban Necropolis Part One, Oxford 1994
Kampp, F., Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der
XVIII. bis zur XX. Dynastie, Mainz 1996, S. 265 f.